01.06.2021 | ArcelorMittal Deutschland

Wie E-Services den Arbeitsalltag beeinflussen

ArcelorMittal-Kunde Welser Profile arbeitet mit EDI-Systemen

Welser entwickelt nicht nur ein Produkt, sondern eine Lösung. Dieser Leitsatz findet sich auf der Website des Profilierbetriebs und lässt sich nicht nur auf das Produktportfolio des Unternehmens anwenden, sondern auch auf sämtliche Arbeitsabläufe.
An den beiden Unternehmensstandorten in Deutschland und Österreich werden Kaltband, Warmband, Chrom- bzw. Chrom-Nickel-Stahl, elektrolytisch verzinkter Bandstahl, feuerverzinkter Bandstahl, lackierter Bandstahl, Aluminium und Nichteisenmetalle (z.B. Kupfer, Messing, Titan und hochfeste Stähle) verarbeitet. Ein breites Spektrum mit bis zu 1.200 verschiedenen Materialkombinationen. Pro Jahr bezieht Welser über 400.000 Tonnen Stahl. Ein Volumen, das bewältigt werden muss. Und ein hoher administrativer Aufwand - zumindest bis vor drei Jahren.


Das 270.709 Quadratmeter große Areal von Welser Profile in Bönen (30 Kilometer von Dortmund entfernt) garantiert Kunden- und Lieferantennähe.


Seit 2017 nutzt Welser sogenannte E-Services. Unter E-Services versteht man alle Dienste und Aktivitäten, die mittels Computern erstellt und über elektronische Medien interaktiv angeboten werden. Die Basis dafür bildet die Unternehmenssoftware SAP. Hier werden Bestellungen ausgelöst, Lieferungen gebucht, Eingänge kontrolliert und Zahlungen vorgenommen. Dabei entstehen viele Daten und Formulare, die zum Beispiel mit Kunden, Lieferanten und Frachtdiensten ausgetauscht werden müssen. Kein einfaches Unterfangen: Denn die Datenformate sind von Fall zu Fall unterschiedlich. Zu einem einzelnen Bestellprozess können schon mal 10 oder auch 20 verschiedene Datenströme gehören, die übermittelt und/oder empfangen werden. Mit Automatisierung und Standardisierung lässt sich hier zum Glück viel Zeit und Aufwand sparen. Durch elektronische Vernetzung mit Partnern wie ArcelorMittal benötigt man dann nur noch einen Knopfdruck und der Prozess von der Bestellung einer Stahllieferung bis zur Bestätigung des Zahlungseingangs funktioniert automatisiert und in kürzester Zeit. Durch die Datenintegration ergeben sich viele Vorteile: Kosteneinsparungen, schnellere Übertragungszeiten, verbesserte Informationsgenauigkeit, gesteigerte Effizienz und eine hohe Prozesssicherheit. Seit der Einführung der E-Services arbeitet Welser an einer kontinuierlichen Optimierung.


Dank EDI-Systemen ist der Aufwand bei der Einlagerung der verschiedenen Coil-Lieferungen erheblich gesunken. Das Lager ist vollautomatisiert und digitalisiert.

Ein Beispiel für die Nutzung ist die Wareneingangsprüfung. Ein Bereich, der in der Vergangenheit viel Zeit beansprucht hat und durch seine hohe Fehleranfälligkeit gekennzeichnet war. Heute wird die Ware bereits mit entsprechenden Etiketten angeliefert. Ein mit einem Scanner ausgestatteter Kran übernimmt den Transport. Durch einen Scan werden sämtliche im System hinterlegten Informationen geprüft und abgeglichen. Dies umfasst Details zur Bestellung, Informationen über die Ware und sämtliche Zertifikate. Stimmen alle Werte überein, wird das Material an die entsprechende Stelle transportiert. Das Lager ist teilautomatisiert und digitalisiert. Menschliche Fehler sind schlichtweg unmöglich.
Fehler wie etwa geänderte Liefermengen fallen z.B. durch abweichendes Gewicht sofort auf und falsch gelieferte Ware findet den Weg ins Lager erst gar nicht. Der Lieferant wird über das System direkt über die fehlerhafte Lieferung informiert – und das ohne zusätzlichen Aufwand. Die Prozessabläufe sind klar und deutlich und jeder einzelne Mitarbeiter kann zu jeder Zeit nachvollziehen, was sich wo befindet.
Es gibt aber auch Nachteile. An erster Stelle: Der Aufwand bei der Stammdatenpflege. Die Stammdaten müssen sowohl bei den Lieferanten als auch im Unternehmen zu hundert Prozent übereinstimmen, ansonsten kommt es zu Fehlern. Ein hohes Maß an Genauigkeit und ein regelmäßiger Austausch sind essentiell. Deshalb hat Welser in enger Abstimmung mit der IT einen Katalog mit „Spielregeln“ entwickelt und die Mitarbeiter geschult.
Viel Zeit und Aufwand steckt auch in der Sicherheit: Firewalls und die kontinuierliche Überarbeitung sind von höchster Bedeutung – Stichworte sind hier Cyber Crime und Datenschutz.
Bei Joern Miklas, Leitung Supply Chain Management bei Welser, stößt ein Aspekt auf Unverständnis: „Bei offiziellen Prüfinstanzen bzw. Behörden fehlt das Verständnis und das Wissen über die vorhandenen Möglichkeiten in Zeiten von Industrie 4.0. Diese halten oft am Vier-Augen-Prüfsystem fest und können nicht nachvollziehen, dass eine derartige Überwachung überflüssig ist. Das empfinde ich als wenig fortschrittlich und bedenklich.“
Das Verhältnis zu seinen Lieferanten hat sich durch den Einsatz der EDI-Systeme verbessert: „Unser Ansatz ist es, unseren Lieferanten dabei zu helfen, die administrativen Aufwände zu reduzieren“, betont Miklas. Durch die Automatisierung der Prozesse bleibt mehr Zeit für transparente und sachbezogene Verhandlungen. Davon profitiert auch ArcelorMittal. In den über 25 Jahren der partnerschaftlichen Zusammenarbeit hat sich viel verändert – vor allem in den Prozessen, aber auch bei Regeln und Abläufen – „ein bisschen Variabilität ging verloren“, bedauert der Supply Chain Manager. Alles andere als Bedauern löst bei Miklas allerdings das ArcelorMittal Order Center aus. Eine End-to-End-Lösung wie diese wünscht sich Welser auch für seine Kunden: „Vom Kunden zum Kunden, alles automatisiert, keine Filter, keine Fehler.“ An der Realisierung arbeitet Welser Profile auf Hochtouren. Er sieht die Umsetzung als problemlos und realistisch. In den nächsten 15 Monaten soll das entsprechende System einsatzbereit sein.
Und zu guter Letzt: Corona machte deutlich, wie gut die Systeme wirklich funktionieren. Es gab keinerlei Probleme aufgrund von Kurzarbeit. Nahezu alle Bestellungen gingen pünktlich an den Kunden. Apropos Corona: Welser nutzt Tools wie One Note, Skype oder Microsoft Teams als Tools für die Koordination und Zusammenarbeit im Home-Office. Geplant war das bereits - aber eigentlich erst für 2021. Auch das ist Teil der Idee, nicht nur Produkte, sondern eben Lösungen zu liefern. Schnelle Kommunikation und transparente Datenflüsse inklusive.

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