14.02.2014 | ArcelorMittal Eisenhüttenstadt

ArcelorMittal warnt vor gravierenden Wettbewerbsnachteilen durch aktuelle Klimapolitik

Der Europaabgeordnete Dr. Christian Ehler hat heute ArcelorMittal Eisenhüttenstadt besucht. Dort hat er mit Frank Schulz, Vorsitzender der Geschäftsführung der ArcelorMittal Germany Holding, und Pierre Jacobs, CEO von ArcelorMittal Eisenhüttenstadt, aktuelle energiepolitische Themen diskutiert.

Die Wende zu erneuerbaren Energien, die zurzeit in vielen europäischen Ländern auf der Agenda steht, wid nicht in einer marktorientierten und kosteneffizienten Weise gemanagt. Dadurch verschärft sich der Wettbewerbsnachteil für die europäische Stahlindustrie. Die deutsche Stahlindustrie steht massiv im internationalen Wettbewerb. Die steigenden Belastungen aus der nationalen Energie- und Klimapolitik bereiten ArcelorMittal in Deutschland zunehmend Sorgen. Schon heute hat ArcelorMittal Deutschland trotz reduzierter EEG-Umlage jährliche Energie-Zusatzkosten von mehr als 20 Millionen Euro. Mit Netzentgelten und der angestrebten Reform des EEG kämen weitere 30 Millionen Euro hinzu.


Dr. Christian Ehler (Mitte) im Leitstand am Hochofen mit Frank Schulz (links außen)
und Pierre Jacobs (rechts außen)

Dr. Christian Ehler: „Wir müssen in der Klima- und Energiepolitik dringend gegensteuern, um die strukturprägenden brandenburgischen Industriestandorte wie ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt nicht zu gefährden. Es muss uns darum gehen, die energiepolitische Zieltrias aus wettbewerbsfähigen Energiepreisen, Klimaschutzzielen und Versorgungssicherheit wieder in Einklang zu bringen. Dazu gehört eine strukturelle Reform des EEG, wie sie derzeit von der neuen Bundesregierung angegangen wird, aber vor allem ein koordiniertes europäisches Vorgehen in einem gemeinsamen Energiebinnenmarkt. Statt auf preistreibende Kleinstaaterei in Deutschland zu setzen, müssen wir europaweit einheitliche Rahmenbedingungen schaffen, u.a. für die Förderung erneuerbarer Energien und Beihilfen für Unternehmen im internationalen Wettbewerb.“

Das aktuelle Beihilfeprüfungsverfahren der EU stellt die Teilbefreiung energieintensiver Betriebe von der EEG-Umlage in Frage. Ein Beschluss zum Wegfall der Ausnahmeregelungen beim EEG würde für die Produktionsstandorte in Eisenhüttenstadt, Bremen, Hamburg und Duisburg weitere Kosten von mehr als 200 Millionen Euro bedeuten, davon rund 60 Millionen Euro in Eisenhüttenstadt. Die Standorte wären auf Dauer nicht mehr wettbewerbsfähig, damit wären auch Arbeitsplätze in Gefahr.

Auf der anderen Seite ist die Stahlerzeugung in Deutschland heute schon hocheffizient. Sie ist Teil der Lösung für eine erfolgreiche Energiewende. Durch innovative und nachhaltige Produkte trägt ArcelorMittal wesentlich zur Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele in Deutschland bei. "Zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit benötigen wir stabile und verlässliche Rahmenbedingungen und bezahlbare Strompreise. Mit zusätzlichen Belastungen aus der Energie- und Klimapolitik können wir nicht wettbewerbsfähig arbeiten", erklärt Frank Schulz.

Eine Milliarde Euro Mehrkosten durch EU-Klimaschutzziele
Die Stahlindustrie in Europa wird derzeit von der EU-Energie- und Klimapolitik bestraft, was umfassende Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit hat. Während die USA durch Schiefergas und eine eher industriefreundliche Politik deutlich niedrigere Energiekosten für die Industrie haben, rechnet ArcelorMittal durch die neuen EU-Klimaschutzziele bis 2030 mit Mehrkosten von einer Milliarde Euro für seine europäischen Standorte. In einer Zeit, in der die Marktnachfrage ein Viertel unter dem Niveau von 2007 liegt, verschärft dies die angespannte Situation zusätzlich.

Viele andere, weltweit tätige, energieintensive Industrien mit europäischen Betrieben befinden sich in derselben Lage. Wenn die EU nichts unternimmt, werden die Kosten weiter steigen. Dies könnte die produzierenden Industrien zerstören, die das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bilden.

Die Stahlindustrie unterstützt Maßnahmen zur Förderung einer rentablen Entwicklung von Technologien zur Senkung von Kohlendioxid-Emissionen. ArcelorMittal liefert Stahl für Windräder und Solarenergieparks. Hochfester Stahl trägt dazu bei, leichtere Autos mit geringeren Emissionen zu bauen. In vielen Fällen weist Stahl, wenn man den gesamten Lebenszyklus eines Produkts betrachtet, einen niedrigeren CO2-Fußabdruck als alternative Materialien auf.

Dennoch gibt es keine realistischen Aussichten, dass erneuerbare Energien in Kürze die europäische Stahlindustrie versorgen könnten. Daher plädiert ArcelorMittal erstens dafür, das Emissionshandelssystem zu ändern, damit die Stahlindustrie die Möglichkeit erhält, einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum zu leisten. Gutschriften sollten auf der Grundlage von realistischen Maßstäben erteilt werden, die die betriebliche Realität widerspiegeln. Zweitens sind Schritte erforderlich, um die „nachhaltige Kohlendioxidreduzierung“ der Energiebranche zu fördern. Industrielle Stromverbraucher sollten nicht mehr als ihren rechtmäßigen Anteil an den Kosten der Energiewende für den Übergang von den fossilen Brennstoffen zu den erneuerbaren Technologien zahlen.

Pressekontakt:
Arne Langner, +352-4792-3120 (Deutschland)
Jürgen Schmidt, +49-3364-37-2010 (Eisenhüttenstadt)

 

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