28.06.2017 | ArcelorMittal Deutschland

ArcelorMittal geführtes Konsortium erreicht Einigung über Kauf und Leasing von Ilva

ArcelorMittal ('das Unternehmen‘) und Marcegaglia geben bekannt, dass AM Investco Italy Srl ("AM Investco") die exklusive Verhandlungsphase abgeschlossen hat und eine verbindliche Vereinbarung über Leasing und Verpflichtung zum Erwerb der Ilva SpA und ihrer Tochtergesellschaften mit der italienischen Regierung unterzeichnet hat. Die ergänzende Dokumentation wird bis zum 30. Juni abgeschlossen sein. Intesa Sanpaolo wird dem Konsortium vor dem Abschluss der Transaktion offiziell beitreten.

v.l.n.r.: Aditya Mittal, Lakshmi Mittal, Antonio Marcegaglia, Enrico Laghi, Emma Marcegaglia, Piero Gnudi
Bei der Unterzeichnung der Verträge: Aditya Mittal, Lakshmi Mittal, Antonio Marcegaglia, Enrico Laghi, Emma Marcegaglia und Piero Gnudi (v.l.n.r.) Foto: ArcelorMittal

 

Strategische Eckpunkte

  • Einzigartige Gelegenheit, im zweitgrößten Stahlmarkt Europas einen großen, integrierten Stahlerzeuger zu erwerben, der gleichzeitig Europas größter Einzelstahlstandort ist.
  • Robuster Investitionsplan, um die Umweltbelastung von Ilva wesentlich zu reduzieren und das volle Potenzial des Standorts zu verwirklichen.
  • Identifizierte Synergien in Höhe von 310 Mio. €, die bis 2020 erreicht werden sollen (ohne Auswirkungen aus fest vereinbarten Kostensenkungen und Volumenverbesserungen).
  • Ilva soll bereits im ersten Jahr zum EBITDA von ArcelorMittal beitragen und im dritten Jahr einen freien Cashflow erreichen.

Eckpunkte der Transaktion und wichtige Details der AM Investco-Pläne für Ilva

  • Kaufpreis von 1,8 Mrd. €, wobei in vierteljährlichen Raten jährliche Leasingkosten in Höhe von 180 Mio. € gezahlt werden. Die Anlagen von Ilva werden zunächst von AM Investco geleast, wobei die Leasing-Zahlungen als Anzahlungen auf den Kaufpreis gelten. Der Beginn des Mietvertrages wird vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen für das Jahresende 2017 erwartet. Der Leasingzeitraum beträgt mindestens zwei Jahre.
  • Investitionen von etwa 2,4 Mrd. € (Riva Konzern-Beitrag ca. 2,1 Mrd. €) über einen Zeitraum von sieben Jahren:
    • davon Industrie-Investitionen von ca. 1,3 Mrd. € für die Unterstützung eines umfangreichen Industrieplans; ein Investitionsprogramm, das auf Hochöfen, Stahlwerke und Fertigungslinien fokussiert ist
    • und davon 1,1 Mrd. € Investitionen in Umweltmaßnahmen, die sicherstellen, dass Ilva die von der italienischen Regierung festgelegten Richtwerte der integrierten Umweltbehörde (AIA) erfüllt und mit denen die Umweltleistung von Ilva in Bereichen wie Luftemissionen und Wasseraufbereitung erheblich verbessert wird; die Umweltinvestitionen umfassen auch Sanierungsausgaben in Höhe von 288 Mio. €, die mit Mitteln finanziert werden, die durch die italienische Regierung von der Riva-Gruppe, den ehemaligen Eigentümern von Ilva, beschlagnahmt wurden. Zudem besteht die Absicht, in Zukunft bahnbrechende kohlenstoffarme Technologien einschließlich der CO2-Abscheidung und Wiederverwendung einzuführen und zudem die DRI-Technologie zu verwenden, sofern die Bedingungen für die wirtschaftliche Nachhaltigkeit mit dem Industrieplan einhergehen.
    • Die Lieferung von Fertigprodukten wird bis 2023 systematisch auf 9,5 Millionen Tonnen erhöht. Die Rohstahlproduktion wird auf 6 Millionen Tonnen pro Jahr beschränkt, bis die AIA-Bestimmungen eingehalten wurden. Einmal erreicht, gilt die Verpflichtung, den Hochofen 5 wieder zu starten und die Rohstahlproduktion auf 8 Millionen Tonnen pro Jahr zu erhöhen; die Rohstahlproduktion wird durch importierte Brammen und Warmwalz-Güten ergänzt, um die Auslastung der Ilva-Veredlungsanlagen zu maximieren, mit der Verpflichtung, mindestens 10.000 Mitarbeiter für die gesamte Dauer des Industrieplans entsprechend dem Ergebnis der Verhandlungen mit den Gewerkschaften zu halten.
  • Start-up-Investition von 10 Mio. € in ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum in Taranto, das sich zunächst darauf konzentriert, einen erfolgreichen Einsatz von Industrie-, Umwelt- und Gewerbeplänen zu ermöglichen. Gleichzeitig soll mit einem reibungslosen Transfer von geistigem Eigentum und Know-how von ArcelorMittal F & E gewährleistet werden, dass betriebliche Effizienz, Qualität und Produktivität aller Ilva-Anlagen erhöht werden.
  • Die Vermögenswerte werden frei von langfristigen Verbindlichkeiten und Finanzschulden auf AM Investco übertragen und beinhalten ein Nettoumlaufvermögen von 1 Mrd. €.

Strategische Begründung

  • Ilva stellt eine einmalige Gelegenheit dar, dem europäischen Geschäft von ArcelorMittal bedeutende Werte hinzuzufügen.
  • Ilva ist der größte und der einzige integrierte Stahlhersteller in Italien. Die Hauptproduktionsstätte in Taranto ist strategisch gut gelegen und befindet sich in direkter Nachbarschaft zu einem der größten Tiefseehäfen Europas, was einen leichten Zugang zu Rohstoffen ermöglicht. Ilva hat in Taranto, Novi Ligure und Genova zudem bedeutende Kapazitäten zur Stahlveredelung.
  • Ilva bietet ArcelorMittal eine eigene Primärproduktionsstätte in Italien als Europas zweitgrößtem Stahlverbrauchsmarkt und damit in einem Land, in dem das Unternehmen derzeit keine primäre Stahlerzeugungskapazität besitzt.
  • Italien importiert zwischen 60 und 70% seines Flachstahlbedarfs, zum Teil aufgrund eines Rückgangs der Produktion von Ilva aufgrund zahlreicher kommerzieller, qualitativer und umweltpolitischer Themen in der jüngsten Vergangenheit; ArcelorMittal glaubt, dass Ilva im Laufe der Zeit sein Produktionsniveau und seine Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen kann.

ArcelorMittal kann den Turnaround von Ilva beschleunigen, indem:

  • vor allem im Automobilmarkt der viele Mehrwerte bietenden Produktpalette von ArcelorMittal zum Durchbruch verholfen wird. Damit lassen sich die Produktionsanlagen von Ilva auslasten und so die Produktpalette erweitern und verbessern.
  • Skaleneffekte in Bereichen wie der Beschaffung genutzt werden.
  • man die Chance nutzt, um sich mit den leistungsstärksten Werken von ArcelorMittal zu vergleichen, um so Wissen und Expertise zu gewinnen, um die Leistungsfähigkeit, Qualität und Effizienz von Ilva zu verbessern.
  • man auf das weltweit führende Forschungs- und Entwicklungsangebot von ArcelorMittal zurückgreift und im Produktionsprozess und bei Produktlösungen schnell einsetzt.
  • 310 Mio. € identifizierter Synergien tatsächlich gehoben werden.

Lakshmi N. Mittal, Vorsitzender und CEO, ArcelorMittal, sagte:

"Der heutige Tag markiert einen wichtigen Schritt im Ilva-Verkaufsprozess. Wir möchten mit der Umsetzung beginnen und konzentrieren uns jetzt darauf, alles, was dafür nötig ist, so schnell wie möglich fertigzustellen.“

"Wir wissen sehr genau, was getan werden muss, um die Leistung des Unternehmens zu verbessern und vor allem die Beziehung zu den Stakeholdern und vor Ort zu verbessern. Unsere Vision für Ilva ist es, ein Maßstab für die moderne integrierte Stahlerzeugung zu werden. Dies erreichen wir durch die Umsetzung unserer Industrie- und Umweltpläne, unterstützt durch bedeutende Investitionen. Wir verfügen über die finanziellen Mittel, die Technologie, die Handelsbeziehungen und das entsprechende Management Know-how, um diese positiven Veränderungen zu bewirken. Stakeholder-Engagement und transparenter Dialog werden ebenfalls entscheidend dafür sein, dass Ilva das Vertrauen zu seinen Mitarbeitern und den Menschen vor Ort wieder aufbauen kann."

"Wir würdigen das Vertrauen, das man in uns als neuer Besitzer von Ilva setzt und wir bemühen uns sehr darum, Ilva mit einer verantwortungsvollen und fähigen Führung auszustatten, die für seinen Erfolg und seine Nachhaltigkeit entscheidend sein wird."

Aditya Mittal, CEO von ArcelorMittal Europe und Group CFO, sagte:

"Ilva ist eine wichtige strategische Akquisition für ArcelorMittal. Es bietet uns eine bedeutende Produktionspräsenz in einem Land, in dem wir keine primäre Stahlerzeugungskapazität haben. Damit ergänzt es unser bestehendes europäisches Geschäft. Ich glaube, dass dies eine einmalige Gelegenheit für uns ist und ich freue mich, dass unser Angebot erfolgreich war. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns, sobald die Transaktion formell abgeschlossen ist und wir die operative Kontrolle über Ilva übernehmen, aber ich glaube, dass wir die Leistung schnell verbessern können und wir erwarten einen positiven Beitrag zum EBITDA im ersten Jahr. Längerfristig gibt es keinen Grund, warum die Leistung von Ilva nicht auf das Niveau unserer leistungsstärksten Werken in Europa gebracht werden kann."

Antonio Marcegaglia, Vorsitzender und CEO von Marcegaglia, sagte:

"Wir sind stolz darauf, einen Beitrag zu leisten zum Relaunch eines solchen Wertes für das Land. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und allen anderen Stakeholdern. Ich bin zuversichtlich, dass unser Konsortium über alle notwendigen Eigenschaften verfügt, um einen erfolgreichen Turnaround zu gewährleisten, der sicherstellen wird, dass Ilva einen positiven Beitrag für die italienische Wirtschaft und für jede der Gemeinden leistet, in denen es tätig ist."

Die Vereinbarung unterliegt bestimmten Bedingungen, deren Erfüllung für ein Inkrafttreten notwendig ist. Dazu gehören auch Informations- und Konsultationsanforderungen. Der tatsächliche Verkauf und die Zahlung des vollen Kaufpreises unterliegen der Aufhebung von Beschlagnahmungen gegen bestimmte Vermögenswerte von Ilva durch das Gericht von Taranto.

Der Vermögensverkauf und die Zahlung des Kaufpreises erfolgen zu einem späteren Zeitpunkt nach dem Abschluss der zweijährigen Leasingperiode und der Aufhebung der Beschlagnahmung bestimmter Vermögenswerte durch das Gericht von Taranto. Der tatsächliche Verkauf unterliegt zudem der Zustimmung der EU-Fusionskontrolle.

Zurück zur Übersicht