Segeln aus Leidenschaft - ein Duisburger erzählt

Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“ Das Zitat, von Aristoteles, greift Volker Südholt, neuer Bereichsleiter Drahtwalzwerk für Produktion und Instandhaltung, gerne auf, trifft es doch sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld zu. Als er vor Jahren als Junge einmal an der nordholländischen Küste mitsegeln durfte, war seine Leidenschaft für das Segeln geweckt. Schon damals wusste er, dass er eines Tages einen Segelschein machen möchte.

Im Jahr 2016 war es dann soweit, er absolvierte bei der Volkshochschule Borken den Motorboot- und Segelschein für Binnengewässer und See. Und, um der Theorie auch die Praxis folgen zu lassen, kaufte er sogleich ein älteres Segelboot und renovierte es liebevoll in Eigenregie. Das Boot bietet mit seiner Kajüte genügend Platz um mit beiden Töchtern zu übernachten und die Freizeit zu gestalten. Die Ältere, acht Jahre, ist schon groß genug, um aktiv mit zu segeln, die Jüngere schlummert mit ihren zwei Jahren lieber noch in der Kajüte oder gut gesichert an Deck.

Die frische Luft, das Naturerlebnis, das Gefühl des ‚Kopf-frei-Bekommens‘, das alles schätzt Südholt am Segeln und genießt vorzugsweise seine Wochenenden an Bord. Das geht prima, liegt doch sein Wohnort Borken, der auch sein Heimatort ist und in den er nach seinem Ingenieur Studium in Köln und langjährigen Auslandseinsätzen wieder zurückgekehrt ist, nur etwas über 50 km entfernt vom Bijlandsee in den Niederlanden, einem Seglerparadies.

Die Fähigkeiten, die beim Segeln wichtig sind, kommen ihm auch bei der Arbeit zugute: Ruhe bewahren - auch in stürmischen Zeiten, das Ziel fest im Auge behalten und nicht vom Kurs abkommen. Und Verantwortung übernehmen, das ist sowohl an Bord als auch bei der Führung eines Teams gefragt. „Ein wertschätzender Umgang liegt mir sehr am Herzen. Nur im Team und partnerschaftlich können wir gemeinsam dauerhaft erfolgreich sein“, erläutert Südholt.

Seit 2008 ist der Diplom Ingenieur bei ArcelorMittal tätig, zunächst acht Jahre als Betriebsleiter Elektrotechnik und Automatisierung der Stranggießanlagen, ab 2016 als Leiter IT, Instandhaltung, Energie, PROTEC und Umweltschutz. Seit dem 1. Januar ist Südholt Bereichsleiter Drahtwalzwerk für Produktion und Instandhaltung. „An meiner neuen Position gefällt mir besonders, dass ich wieder näher an der Produktion und den technischen Themen bin und dass es in einem laufenden Produktionsbetrieb täglich neue Herausforderungen zu meistern gibt. Die kontinuierliche Prozessoptimierung und die Instandhaltung gehören zu den Schwerpunkten in meinem Aufgabenbereich“, erklärt er. Dabei wird er tatkräftig von den Jungingenieuren der PROTEC unterstützt.

Sein Background als IT-Leiter hilft ihm bei der größten anstehenden Herausforderung, der Digitalisierung, die auch die Weiterentwicklung der Drahtstraße betrifft. „Aktuell arbeiten wir an dem Projekt ‚schnelle Schere‘, mit der in Zukunft der Draht automatisch geschnitten wird.“ Aber auch die Anlagenverfügbarkeit kann durch die Digitalisierung gesteigert werden, ebenso wie die Produktivität und Zuverlässigkeit der Aggregate. Denn, Südholts Vision ist: „Lieber produzieren statt reparieren.“ Hier kommt ihm seine jahrzehntelange Erfahrung bei der Inbetriebnahme von Neuanlagen oder deren Wartung bei Automobilkunden und Automobilzulieferkunden zugute, die er auch im Ausland, insbesondere in Asien und USA, während seiner neunjährigen Tätigkeit als Serviceingenieur bei der Firma Schenck AG sammelte. „Besonders fasziniert hat mich Japan. Welche Disziplin und Höflichkeit sowohl privat als auch in den Betrieben an den Tag gelegt wird, ist beeindruckend. Und, es ist eben auch etwas anderes, ob ich als Tourist ein Land kennen lerne, oder ob ich mit den Menschen täglich zusammen arbeite und ein Stück weit mit ihnen lebe.“ Das betrifft auch einen Alltag, der nicht ganz so touristenkonform ist: „Chinesische Industriegebiete unterscheiden sich doch von unseren, und es ist spannend, in diese Kultur einzutauchen, aber auch schön, dort wieder aufzutauchen und in einer Produktion wie die von ArcelorMittal mit deren Standards zu arbeiten.“

Neben der Auslandserfahrung hilft ihm in seiner jetzigen Position auch, dass er als damaliger Zulieferer der Automobilindustrie deren Sichtweise und damit die Sichtweise seiner heutigen Kunden kennt und gut versteht.

Nach ereignisreichen Jahren und unzähligen Geschäftsreisen freut sich der Münsteraner, zurück zu seinen Wurzeln kehren zu können. Mit seiner Familie lebt er in dem beschaulichen Borken, 50 km von ArcelorMittal Duisburg entfernt, auf dem Lande – ein guter Ausgleich zum mitunter hektischen Arbeitsalltag, hat er doch die Verantwortung für 198 Mitarbeiter.