Hamburger Kundenporträt: Stahlwerk Unna – über hundert Jahre Firmengeschichte

Mehr als Draht und Band

Christian Köhler, Geschäftsführender Gesellschafter des Stahlwerkes Unna, begleitet Stahl schon sein Leben lang: Sein Vater, Thomas Köhler, gründete zusammen mit Manfred Becker und Ulrich Lollert das Unternehmen Becker Stahl-Handel in Westhofen, das später seinen Sitz in Bönen hatte. Vier Jahre arbeitete Köhler dort, bis dieses zum Verkauf anstand. Er suchte sich eine neue Herausforderung - und übernahm mal eben das Stahlwerk Unna, das aufgrund der Stahlkrise im Jahr 2008 vor der Insolvenz stand. So salopp formuliert er den doch etwas komplexeren Ablauf. Wichtig war ihm, dass er alle 80 Mitarbeiter, das Wissen und die Maschinen mit übernehmen konnte. Nicht aber die Liegenschaften: Diese waren aufgrund ihrer geographischen Lage in einem hügeligen Gelände nicht optimal auf einen produzierenden Betrieb ausgerichtet.

Er suchte nach einer Fläche, die die Weiterverarbeitung von Draht und Band unter einem Dach erlaubt. Nur 15 Kilometer entfernt, also in arbeitnehmerfreundlicher Entfernung, fand er diese im Jahr 2013 in Bönen, Landkreis Unna. Die günstige Infrastruktur überzeugte den Geschäftsführer, hier konnte die Produktion auf einem weitläufigen Gelände unter einem Dach zusammengelegt werden. Das war ihm wichtig, um noch schneller und passgenauer auf Kundenwünsche reagieren zu können und wichtige Weichen für die Zukunft zu stellen: Denn die Betriebsfläche von rund fünf Hektar ist auf eine weitere Expansion ausgerichtet. „Schon heute verfügen wir am Betriebssitz in Bönen über eines der bestsortierten Silberstahllager Europas“, zeigt sich Köhler, der seit 2011 als geschäftsführender Gesellschafter fungiert, stolz.

Nicht nur die Mitarbeiter und Maschinen hat er übernommen, sondern ebenso die Lieferanten, so auch ArcelorMittal. Zwischen 600 und 1000 Tonnen pro Jahr bezieht er von ArcelorMittal. Er schmunzelt: „Für das Hamburger Werk ist das gerade mal eine Schicht, für uns die ganze Jahresmenge.“

Die Partnerschaft mit dem Werk verbindet ihn fast so lange, wie Stahl sein Leben begleitet: Auch der väterliche Betrieb bezog Stahl von Arcelor. Einer seiner Ansprechpartner bei ArcelorMittal ist gar ein Studienkollege von ihm. „Die (Stahl-)welt ist eben klein“, erklärt er, „und sehr faszinierend. Die Vielfältigkeit des Materials sowohl bei neuen Entwicklungen als auch bei den mannigfaltigen Verwendungsmöglichkeiten ist immens.“ Köhler ergänzt: „Es sind noch nicht alle Geheimnisse des Stahls gelüftet.“

Einige aber doch: Insbesondere der Qualitätsstahl mit viel Kohlenstoff, den er von ArcelorMittal bezieht, ist besonders härtbar und damit wichtiges Vormaterial für alle Werkzeugstähle. Das Stahlwerk Unna verarbeitet diesen weiter als Vorprodukt für Bohrer, Schraubendreher, Bitz (Einsätze für Elektroschraubendreher) oder Ventilstähle für die Automobilindustrie. Dies zum Glück nur in geringem Maße, angesichts der Krise in der Automobilwirtschaft. Allerdings: „Generell spüren wir schon die angespannte wirtschaftliche Lage“, so Köhler, „aber wir orientieren uns an einem festen Wertekanon, dessen Kern die Bodenständigkeit bildet. In der Region fest verankert, verstehen wir uns als langfristigen und zuverlässigen Partner unserer Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter“, beschreibt er die Firmenphilosophie. Er ist fest davon überzeugt, dass genau diese Bodenständigkeit und Werteorientierung den Erfolg der Firma ausmacht und ergänzt: „100 Jahre Firmengeschichte, 100 Jahre Know-how in der Stahlverarbeitung. Davon profitieren unsere Kunden enorm.“

Gleichzeitig stellt sich das Unternehmen seiner ökologischen Verantwortung und setzt auf erneuerbare Energien, beispielsweise durch den Einsatz einer großflächigen Solaranlage oder durch seine Kompetenz bei der Bandstahlvergütung mithilfe der umweltschonenden H2-Technologie. Das passt gut zu ArcelorMittal Hamburg, arbeitet man ja auch hier an einem Wasserstoff-Projekt zur emissionsfreien Erzeugung von Stahl. Aber nicht nur diese Gemeinsamkeit, auch die sehr gute Lieferperformance überzeugt Köhler. Und natürlich die Qualität, die ArcelorMittal liefert - ist das Unternehmen doch im hochpreisigen Segment tätig. Damit steht einer weiteren über hundertjährigen Partnerschaft nichts im Wege.