Eine Karriere im Stahlhandel: Franz-Günther Kleine und seine 47 Jahre Stahlhandel-Erfahrung

Genau 47 Jahre war Franz‑Günther Kleine im Stahlhandel tätig, als er Ende 2020 aus dem aktiven Dienst ausgeschieden ist. In den fünf Jahrzehnten hat der zuletzt als Head of Germany Switzerland Downstream Solutions bei ArcelorMittal Stahlhandel tätige Lüner die Branche aktiv mitgestaltet.


Im Laufe seiner Karriere hat Franz-Günther Kleine einige Veränderungen im Stahlhandel miterlebt.

Kleine war 18 Jahre alt, als er sich mit einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann für seine berufliche Zukunft im Stahlhandel entschied. Als Hauptgrund dafür nennt er die große Bandbreite der Stahlwerke, der Maschinenbauer und des Handels – letztendlich auch die Internationalität der Geschäfte. Der Stahlhandel war schon immer geprägt von Wandel und Bewegung. Das hat auch den beruflichen Werdegang von Kleine geprägt.

Welche Stationen haben Sie durchlaufen?

Nach der Ausbildung und dem Wehrdienst begann meine berufliche Laufbahn im Controlling der damaligen Hoesch Handel AG. Mein Weg führte mich weiter in die operativen Bereiche der KruppHoesch Stahlhandel GmbH, der Stinnes Stahlhandel GmbH sowie zur Knauf Interfer SE. Heute bin ich in der ArcelorMittal Stahlhandel GmbH tätig.

Die große Klammer waren immer die Flachprodukte, über die verschiedenen Verantwortungsbereiche vom Brennbetrieb und Stahl-Service-Center (SSC) über ein Kaltwalzwerk bis hin zur Geschäftsfeldleitung und die Geschäftsführungen verschiedener Stahlhandelsunternehmen. Alles was mich rund um den Menschen und die Technik interessiert hat, habe ich in meinem Job gefunden.

Was hat sich aus Ihrer Sicht in der Branche am meisten gewandelt?

Es gab viele Höhen und Tiefen, die Zeit war auch durch Konsolidierungen geprägt. Im Laufe der Jahre haben sich die Lieferstrukturen deutlich verändert, Hersteller, SSC und Stahlhandel sind innerhalb der Lieferketten verstärkt zu Wettbewerbern geworden. Die Anarbeitungstiefe und damit die Ansprüche an die Produkte hat in den meisten Produktgruppen zugenommen, die Anforderungen an den Handel sind hierdurch gestiegen und alles hat just-in-time zu erfolgen.

Durch die Einführung der verschiedenen Qualitätsmanagementsysteme hat die Prozessorientierung einen hohen Stellenwert bekommen und die internen Abläufe über Jahre, auch im Hinblick auf Qualität, Arbeitssicherheit, Umwelt, Energie und Kosten, positiv verändert. Auf die gesamte Branche bezogen kann man sagen, dass im Laufe der Jahre Spezialisierung und Wettbewerb immer mehr zugenommen haben.

Ich sehe aber noch immer, dass wir als Branche bei jungen Menschen nicht so richtig wahrgenommen werden. Stahl als innovativer Werkstoff und die Rolle des Stahlhandels inklusive der tiefen Anarbeitung muss stärker in die Öffentlichkeit gestellt werden.

Wie muss sich der Stahlhandel aus Ihrer Sicht heute aufstellen, um die großen Herausforderungen in Zukunft zu bewältigen – Stichworte Klimaschutz und Digitalisierung?

Bereits heute werden durch die Ausstattungen der großen Lagerhallen mit LED-Beleuchtungen und einer modernen Lkw-Flotte CO2-Emissionen reduziert. Die Digitalisierung hat bereits Einzug gehalten und die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie schnell mit mobilen Arbeitsplätzen reagiert werden konnte. Es geht nicht darum Trends hinterherzulaufen. Wir müssen eigene Lösungen finden, die Möglichkeiten zur Mehrwertschaffung bieten. Wir befinden uns alle auf einer interessanten Reise, aber hierfür werden auch begeisterte Menschen benötigt.

Viel Zeit mit der Familie, reisen, mehr Bewegung und vor allem anderen Gesundheit – das wünscht sich Franz-Günther Kleine für seinen Ruhestand. ArcelorMittal wünscht ihm genau das – und alles Gute, wo auch immer sein Weg nun hinführt. Der Stahlhandel sagt danke für 47 Jahre vollen Einsatz.