Interview mit Julia Thoden – neue Line-Managerin im Kaltwalzwerk Bremen

Julia Thoden ist seit dem 15. März Line-Managerin im Kaltwalzwerk in Bremen und übernimmt in ihrer Position die Verantwortung für die Bereiche Tandem-Beize-Kopplung (TKP) und Schleiferei/Lagerwirtschaft (TKL).

2011, im Rahmen Ihres Studiums, stieß Thoden in das Unternehmen und hat mit großem Engagement an der Industrialisierung und Prozessverbesserung der Produkte, “Magnelis” und “Zagnelis”, mitgewirkt. Ihre Bachelorarbeit hat Julia Thoden über die Optimierung von Glühtemperaturen und Glühzeiten im Bereich Qualitätswesen geschrieben: „Ich habe mich dabei schnell ein Stückchen in die Bregal verliebt und mich nach meiner Bachelorarbeit direkt beworben.” Da es zu diesem Zeitpunkt leider nicht möglich war sie einzustellen, entschloss sich Thoden dazu, ihr Masterstudium in Bremen zu machen und als Werkstudentin das Qualitätsteam zu unterstützen. Im Rahmen eines Praktikums ging sie zudem ins Warmwalzwerk des ArcelorMittal Standortes Fos sur Mer in Frankreich. Zurück in Bremen entwickelte Sie sich schließlich zur Expertin im Bereich Feuerverzinkung.

Frau Thoden, Sie haben rund zehn Jahre lang Erfahrung im Bereich der Bregal gesammelt und sind sozusagen Spezialistin für unsere Produkte Magnelis und Zagnelis. Wie kam es dazu?

Für meine Masterarbeit habe ich nach einem Thema gesucht und damit nahm eigentlich alles seinen Lauf. Zur Auswahl standen mir die Themen “Zugoptimierung” oder “Magnelisfehler” und ich entschloss mich für letzteres Thema. Damit bin ich dann voll in die Thematik eingestiegen und habe viel Verantwortung übernommen. 2015 kam Herr Kolleck, damals noch Hauptbereichsleiter Bregal, auf mich zu und fragte, ob ich mir auch vorstellen könnte im Rahmen der Industrialisierung von Zagnelis zu unterstützen. Das tat ich auch, bis ich Ende 2018 schließlich die Produktionsleitung Bregal übernahm. Damit bin ich von der Projektarbeit ins operative Geschäft gewechselt. Ein ganz anderes Tagesgeschäft, es kamen sehr viele Personalthemen auf mich zu – das war eine große Herausforderung, in der ich mich aber glücklicherweise sehr schnell gefunden habe. Mir macht die operative Arbeit viel Spaß, auch wenn ich viel Verantwortung trage, ich habe immer sehr viel von den Menschen um mich herum zurückbekomme.

Sie haben große Verantwortungsbereiche übertragen bekommen und übernehmen eine ganz neue Aufgabe. Wie würden Sie rückblickend Ihre persönliche Förderung im Unternehmen betrachten?

Ich wurde in meiner persönlichen Entwicklung von Anfang an unterstützt. Ich hatte nie das Gefühl, dass es keinen Weg gibt oder keiner möglich gemacht wurde. Für den Wechsel ins Kaltwalzwerk habe ich viele Gespräche unter anderem mit Herrn Dalchow geführt. Es gab Wünsche von Seiten des Unternehmens und ich konnte meine eigenen Wünsche einbringen – so haben wir schließlich eine gute Position für mich entwickelt.

Welche Motivation steckt hinter diesem Schritt?

Ich bin der Meinung, dass wir uns immer weiterentwickeln und neue Dinge kennenlernen sollten. Ich möchte Erfahrungen aus einem anderen Bereich sammeln und meine Erfahrungen mit dem neuen Team teilen. Ich habe in den ersten Wochen gemerkt, dass ich ganz automatisch vieles vergleiche, meine eigenen Erfahrungen hinterfrage aber auch Denkanstöße in die Belegschaft bringe. Mit den Erfahrungen im Bereich Bregal und Kaltwalzwerk möchte ich zukünftig auch den Austausch unter den Bereichen fördern.

Sie sind eine engagierte Frau in einer Branche, die von Männern dominiert ist. Hinzu kommt, dass Sie sehr jung bereits eine Führungsposition übernommen haben. War das eine besondere Herausforderung für Sie?

In meinem Arbeitsalltag war das für mich keine besondere Herausforderung. Natürlich hatte ich erst meine Zweifel und ich habe mir Gedanken darum gemacht. Ich wurde im Bereich Bregal aber ganz schnell vom Gegenteil überzeugt. Mein Team hat mich akzeptiert und ich hatte eher das Gefühl, ich kann eine Frage auch mal zwei- oder dreimal stellen, ohne dass es mir einer krumm nimmt. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich mich besonders darstellen müsste, um ernstgenommen zu werden.

Wie sind Sie im Kaltwalzwerk gestartet und was war Ihnen dabei besonders wichtig?

Wichtig ist mir, mein Team zu kennen. Ich kann nicht behaupten, dass wir ein Team sind, wenn ich die Gesichter und Personen dazu nicht kenne und sie auch mein Gesicht nicht kennen. Daher bin ich mit vielen Besuchen der Schichtmannschaften gestartet. Neben meinen Kolleg*innen muss ich aber natürlich auch die Anlagen kennenlernen. Der Rest ergibt sich dann von selbst. Darüber hinaus ist mir das gegenseitige Feedback wichtig. Meine Kolleg*innen sollen wissen, dass ich Feedback auch einfordere und es die Zusammenarbeit untereinander fördert. Wir müssen uns auch unsere eigenen Fehler eingestehen und Kritik annehmen. Das darf man auch als Chef*in machen. Ich finde das hat viel mit einem respektvollen Umgang zutun und klärt Konflikte frühzeitig.

Sie sind im Arbeitsalltag sehr engagiert, bleibt da noch genug Zeit für einen Ausgleich in Ihrer Freizeit?

Meinen Ausgleich finde ich mittlerweile im Sport. Laufen gehen ist für mich die beste Möglichkeit, einen freien Kopf zu bekommen. Vor Corona war ich zudem viel auf Reisen. Ich freue mich schon, dass das langsam wieder möglich ist. Die Zeit während Corona habe ich genutzt, Urlaub in Deutschland zu machen. Auch hier war ich viel aktiv unterwegs.

Frau Thoden, vielen Dank für das offene Gespräch und viel Erfolg im neuen Bereich. Wir werden Ihre Reise gespannt weiterverfolgen!