
Es ist weltweit die größte wasserstoffbetriebene Schmelzkapazität in der Glasindustrie im täglichen
Betrieb: In enger Kooperation von ArcelorMittal Bremen mit der Kokerei Bottrop als Gaslieferant, Uniper als Netzbesitzer sowie
der Open Grid Europe als Netzbetreiber und der Verallia Deutschland AG als Abnehmer, konnte das Pilotprojekt ‚Einsatz
von Kokereigas zur Befeuerung von Glasschmelzwannen‘ erfolgreich umgesetzt werden.
Für den Verpackungsglas-Hersteller
ist die Nutzung des Kokereigases – oder besser: des wasserstoffreichen Energiegases – eine bedeutende Maßnahme
bei der Energie- und CO2-Transformation von Verallia Deutschland, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Ziel der Verallia Gruppe
ist es, die Emissionen bis 2030 um 46% gegenüber 2019 zu reduzieren. Dank der ehrgeizigen Roadmap ist das Unternehmen
auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Die Verwendung des Gases, das rund 60% Wasserstoff enthält, zeigt, dass
es künftig möglich sein wird, Glasschmelzwannen vollständig auch mit grünem Wasserstoff zu betreiben.
Die Partnerschaft trat Ende 2024 in Kraft, und das Verallia-Werk in Essen Karnap arbeitet nun mit einem großen Anteil
an Wasserstoff.
Nach der erfolgreichen Anlaufphase wurde die kontinuierliche Nutzung des Energiegases mit
hohem Wasserstoffanteil nun am 6. März 2025 offiziell in Betrieb genommen.
„Diese Kooperation
verdeutlicht, dass Verallia permanent und konsequent seinen Unternehmenszweck (Purpose) ‚Glas neu denken – für
eine nachhaltige Zukunft‘ verfolgt. Ungewöhnliche Wege und innovative (Denk-)Ansätze tragen dazu bei, Glas
als Werkstoff und Verpackungsmaterial der Zukunft weiter zu optimieren,“ erklärt Roch Thaller, Vorstandsvorsitzender
der Verallia Deutschland AG, bei der offiziellen Inbetriebnahme.
Die Investition ist ein Nachhaltigkeitsfaktor
für den Verallia-Standortes in Essen und hat gleichzeitig einen Forschungs- und Entwicklungshintergrund, um diese Technologie
für die gesamte Verallia Gruppe zu beherrschen.
„ArcelorMittal liefert aus der Kokerei in Bottrop sein
wasserstoffreiches Energiegas, ein Nebenprodukt der Koksherstellung. Uniper stellt mit Open Grid Europe (OGE) die Leitung
für die Gasbeförderung zwischen unseren beiden etwa 3,5 km entfernten Industrieanlagen. Der Fünfjahresvertrag
für die Gaslieferungen ermöglicht es uns, die langfristigen Auswirkungen der Wasserstoffnutzung in den beiden Wannen
des Verallia-Werks in Essen Karnap zu testen. Unser Ziel ist es, im Laufe der Zeit eine große Wasserstoffkapazität
für den Energiebedarf unserer beiden Wannen bereitzustellen. Soweit uns bekannt ist, ist dies ein weltweites Novum für
die Glasindustrie“, führt Gabriel Gilis, Vorstand Technik der Verallia Deutschland AG, das Projekt näher aus.
ArcelorMittal Bremen, Eigentümer der Kokerei in Bottrop, beliefert bereits seit vielen Jahren Kunden mit
Kokereigas. „Mit Verallia ist nun ein weiterer Abnehmer für das Gas hinzugekommen. Durch den hohen Wasserstoffanteil
trägt das Gas bereits heute dazu bei, dass unsere Kunden die CO2-Emissionen bei der Herstellung ihrer Produkte deutlich
senken können. Außerdem wurde damit ein wichtiger Meilenstein zur vollständigen energetischen Nutzung des
Kokereigases aus Bottrop realisiert“, kommentiert Frank Hohlweg, Vorstandsmitglied von ArcelorMittal Bremen.
Kokereigas entsteht bei der Herstellung von Koks aus Kohle, der für die Roheisenproduktion im Hochofen von ArcelorMittal
Bremen benötigt wird.
Ebenfalls wesentlich am Projekt beteiligt ist Uniper – mit seinen verbundenen
Unternehmen Kokereigasnetz Ruhr GmbH (KGNR) und OGE –, das durch die Erweiterung des Kokereigasnetzes und dessen Betrieb
die Verbindung zwischen den Werken hergestellt und über ihr Leitungssystem die Umsetzung möglich gemacht hat. Hierfür
musste eine etwa 3,5 km lange Pipeline gebaut und angeschlossen werden.
Auf diesem Weg werden täglich
bis zu 123.000 m³ des Gases transportiert. Nach der ersten Test- und Anlaufphase konnte der Anteil des Energiegases am
Gasgemisch zur Befeuerung der Schmelzwannen kontinuierlich erhöht werden.
„Es war eine besondere Leistung
aller Beteiligten, dieses Projekt zum Abschluss zu bringen und wir freuen uns, damit zunächst eine CO2-ärmere Energieversorgung
für Verallia darstellen zu können und die Voraussetzungen für eine zukünftige H2-Nutzung geschaffen zu
haben“, so Ekkehard Ludwig, Geschäftsführer der Kokereigasnetz Ruhr GmbH (KGNR).
Dieses Projekt
zeigt, wie durch die gemeinsamen Anstrengungen von ArcelorMittal, Verallia und Uniper ein technologischer Fortschritt und
gleichzeitig eine ökologische Verbesserung vor allem bei der Luftqualität für den Bereich nördliches Ruhrgebiet
erzielt werden kann.
Somit bietet das vorhandene Kokereigas durch seinen hohen Wasserstoffanteil eine hervorragende
Möglichkeit zur „Übergangstechnologie“, bis grüner Wasserstoff in ausreichender Menge verfügbar
ist.
Beitragsbild oben: Thomas Langer (Werkleiter Verallia Standort Essen), Jörn Pufpaff (ArcelorMittal Bremen), Patrice Lucas (CEO Verallia Group), Romain Barral (COO Verallia Group), Roch Thaller (Vorstandsvorsitzender, Verallia Deutschland AG), Thomas Kufen (Oberbürgermeister Stadt Essen), Gabriel Gilis (Vorstand Technik, Verallia Deutschland AG), Monika Budke (Bürgermeisterin Stadt Bottrop), Frank Hohlweg (Vorstand Technik, ArcelorMittal Bremen)