Aus Abfall wird Rohstoff – im Hamburger Stahlwerk von ArcelorMittal nutzt man seit neustem ein Granulat aus Siedlungsabfällen statt Kohle, um im Elektrolichtbogenofen aus Eisenschwamm und Recyclingschrott Rohstahl zu gewinnen. Der Rohstahl wiederum ist die Basis für die Herstellung unterschiedlichster Stähle vom Bewehrungsstahl im Bausektor über Draht für Nägel, Schrauben, Zäune und Federn bis hin zu Stahlseilen, die Bohrinseln, Skiliften und Brücken ihren Halt geben.
Das Granulat aus Abfällen ersetzt die Kohle in der Rohstahl-Herstellung bei ArcelorMittal.
Zwei Jahre Entwicklung hat man bei ArcelorMittal Hamburg in das neue Verfahren investiert, jetzt werden im Elektrolichtbogenofen
rund die Hälfte der bisher eingesetzten Kohle durch eine ressourcenschonendere Alternative ersetzt. „Wir sparen
mit diesem Projekt ab sofort im Jahr 3.500 Tonnen direkte CO2-Emissionen“, freut sich Projektleiter Dr.-Ing. Michel
Wurlitzer.
Zu Beginn des Projekts haben ArcelorMittal-Ingenieure zusammen mit der Stein Injection Technology GmbH
aus Gevelsberg im Ruhrgebiet, einem Technologielieferanten, verschiedene Ersatzstoffe auf deren Eignung getestet. „Wir
haben unter anderem Klärschlamm- und Papierfaserreste, aufbereitete Orangenschalen und nicht recyclefähige Abfälle
untersucht. Die Kollegen von Stein Injection Technology haben uns mit ihrer Einblastechnik unterstützt, um die Förderfähigkeit
der Testmaterialien zu garantieren“, erklärt Wurlitzer.
Die überzeugendsten Ergebnisse lieferte
dabei ein Reststoff-Granulat aus Abfällen privater Haushalte und ähnlichen Einrichtungen. Die CO2-Reduktion wird
durch die enthaltenen biogenen Kohlenstoffe, die etwa in Papier oder Baumwollfasern vorhanden sind, und durch den enthaltenen
Wasserstoff ermöglicht. Ein weiterer Vorteil: Die hohen Temperaturen im Stahlbad, die bei über 1600 Grad Celsius
liegen, führen zu einer vollständigen Zersetzung des Granulats. Wurlitzer: „Unsere Abgasuntersuchungen zeigen,
dass der Einsatz des Ersatzstoffs keine messbaren Emissionen erzeugt.“
ArcelorMittal Hamburg-Geschäftsführer
Dr. Uwe Braun freut sich über so viel Engagement im eigenen Haus. „Die Dekarbonisierung der Stahlproduktion ist
einer der wichtigsten Eckpfeiler zur Erreichung der Klimaziele in Europa.“