Aktuell baut der Konzern für mehr als 15 Millionen Euro einen neuen Hubbalkenofen am Standort Hamburg. Neben den von Kundenseite gefragten höheren Bundgewichten der Drahtprodukte erreicht ArcelorMittal auch eine Steigerung der Energieeffizienz. Der spezifische Gasverbrauch wird um etwa 0,1 Gigajoule pro Tonne Walzdraht reduziert, was einem Einsparpotenzial von 19.000 Megawattstunden Erdgas pro Jahr entspricht. Positiv sind auch die Auswirkungen auf die CO2-Bilanz: Mit dem neuen Ofen können sie um 3.800 Tonnen pro Jahr reduziert werden.
Darüber hinaus erprobt der Standort Hamburg im Rahmen des Großprojekts Norddeutsche Energiewende NEW 4.0 die Flexibilisierung elektrischer Lasten. In dem Projekt Timeshift testet das Unternehmen eine Leistungserhöhung am Elektro-Lichtbogenofen um rund 12 Megawatt. Wenn mehr Strom im Netz zur Verfügung steht, wird schneller geschmolzen, um Stahl herzustellen. So kann das Unternehmen überschüssigen Strom aus erneuerbaren Quellen abnehmen. Die aktuelle Gesetzeslage sieht für die Bereitstellung von Regelenergie – unter die auch das Hamburger Projekt fallen würde – allerdings vor, dass eine Verfügbarkeit von mehr als 95% gewährleistet sein muss. Produzierende Betriebe wie ArcelorMittal Hamburg können dies aber prozessbedingt nicht erreichen. "Hier ist eine Gesetzesänderung vonnöten, damit ein sinnvoller Beitrag zur Energiewende geleistet werden kann", sagt CEO Lutz Bandusch. In einem anderen NEW-4.0-Projekt sieht Bandusch ebenfalls großes Potenzial: In Zukunft könnte Strom statt Erdgas im Produktionsprozess verwendet werden, der wiederum aus erneuerbaren Energien stammen soll. Noch dieses Jahr sollen von Hamburg Energie drei neue Windräder auf dem ArcelorMittal-Gelände in Betrieb genommen werden.
Geschäftsführer Lutz Bandusch (links) und Country Manager André Körner (rechts)
mit Bürgermeister Olaf Scholz
Olaf Scholz bei der Werksführung mit Geschäftsführer Lutz Bandusch auf dem Gelände
von ArcelorMittal Hamburg
Bei der anstehenden Reform des EU-Emissionsrechtehandels fordert ArcelorMittal, dass die EU einen CO2-Benchmark bei der Zuteilung der Zertifikate festlegt, der erreichbar ist. "Bislang schafft es kein Stahlwerk der Welt, den Benchmark zu erreichen, da er zu niedrig ist. Wir wollen, dass die EU sich an den 10% der besten Anlagen orientiert, damit die Ziele realistisch werden", betont Country Manager Körner.
Olaf Scholz, Erster Bürgermeister der Stadt Hamburg, kommentiert: "Die Stahlindustrie ist ein Grundpfeiler der Industrie in Deutschland. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass das Werk auch in Zukunft wettbewerbsfähig produzieren kann. Dazu zählen realistische Benchmarks beim EU-Emissionsrechtehandel ebenso wie zum Beispiel gute politische Rahmenbedingungen bei der Flexibilisierung elektrischer Lasten".