Ein kleiner Schritt im Produktionsalltag, ein großer Schritt für die klimaneutrale Stahlherstellung: ArcelorMittal
Deutschland hat erfolgreich einen ersten Testwaggon aus Hamburg mit dem Vorprodukt Eisenschwamm (auch bekannt als DRI - Direct
Reduced Iron, also direktreduziertes Eisen) für die Produktion der Zukunft im Werk in Eisenhüttenstadt entladen.
Damit ist eine Versorgungskette geschaffen, an deren Ende Stahl klimaneutral produziert wird. Der Transport wurde gemeinsam
von ArcelorMittal, DB Cargo und Innofreight umgesetzt. Ziel war es, die Entlademöglichkeiten für Eisenschwamm in
den Eisenhüttenstädter Anlagen zu analysieren.
In den kommenden Jahren ist geplant, die Stahlherstellung
an den beiden Produktionsstandorten Eisenhüttenstadt und Bremen von der kohle- und koksbasierten Erzeugung über
Hochofen und Konverter umzustellen auf eine neu zu errichtende Direktreduktionsanlage und drei Elektrolichtbogenöfen.
Diese sollen perspektivisch mit grünem Wasserstoff und erneuerbarer Energie betrieben werden, um eine klimaneutrale Produktion
zu ermöglichen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte Anfang Februar 2024 eine finanzielle Teilförderung
des Milliardenprojekts zugesagt, die von der EU-Kommission bestätigt wurde.
Den Eisenschwamm für die
Testfahrt hat ArcelorMittal in der ersten industriellen Anlage dieser Art in seinem Werk in Hamburg mit Hilfe von Erdgas erzeugt.
Der Eisenschwamm wurde in speziell entwickelten Containern, sogenannten DryTainern des österreichischen Unternehmens
Innofreight, transportiert. Die pyramidenförmigen Stahlbehälter bieten ein optimiertes Transportvolumen für
feuchtigkeitsempfindliche Schüttgüter wie Eisenschwamm und können mit standardisierten Tragwagen auf der Schiene
transportiert werden.
Entladung des Eisenschwamms in Eisenhüttenstadt mit dem DryTainer von Innofreight. (Foto: Andreas Berger / Innocube)
„Der Test ist erfolgreich verlaufen, der Transport hat reibungslos funktioniert – ein weiterer kleiner Schritt
auf unserem Weg der Dekarbonisierung. Die Spezialcontainer ermöglichen einen sicheren, umweltfreundlichen Transport und
eine zügige Entladung“, kommentiert Dr. Ralf-Peter Bösler, Mitglied der Geschäftsführung bei ArcelorMittal
Eisenhüttenstadt und verantwortlich für den Bereich Primärstahlherstellung.
Pierre Timmermans, Vorstand
Vertrieb DB Cargo: „DB Cargo und ArcelorMittal verbindet eine langjährige Partnerschaft. Schon heute ist DB Cargo
ein wichtiger Bestandteil der Logistik von ArcelorMittal und bietet grüne Lieferketten auf der umweltfreundlichen Schiene
– ein wichtiger Beitrag zur CO2-Reduktion bei der Stahlherstellung. Die Stahlindustrie ist auf dem Weg zur grünen
Transformation und DB Cargo strebt an, sie dabei im engen Schulterschluss als leistungsfähiger und bevorzugter Partner
zu begleiten.“
„Eisenschwamm hat besondere Sicherheits- und Qualitätsanforderungen, die bei der
Entwicklung des DryTainers berücksichtigt wurden. Dieser Container bietet die weltweit erste Lösung für einen
zuverlässigen Transport auf der Schiene“, erklärt Dr. Richard Schanner, Entwickler des DryTainer-Systems und
Senior Engineer & Researcher von Innofreight.
DB Cargo bietet gemeinsam mit Innofreight eine sichere und effiziente
Lösung für den Transport von Eisenschwamm auf der umweltfreundlichen Schiene. Schon heute fährt DB Cargo für
ArcelorMittal im Erzverkehr die schwersten konventionellen Züge: Jeder Zug, bestehend aus InnoWaggons und MonTainer von
Innofreight, befördert 96 Container mit einer Zuladung von 35 Tonnen Eisenerz oder künftig 34,5 Tonnen Eisenschwamm.
Bei der Transportumstellung auf den Rohstoff der Zukunft kann DB Cargo also weiterhin etwa dieselbe Nettolast pro Zug befördern.
Aufgrund des hohen Eisengehalts bei Eisenschwamm müssen zudem deutlich weniger Güterzüge fahren.
Wenn
künftig grüner Strom und grüner Wasserstoff in ausreichenden Mengen und zu wettbewerbsfähigen Preisen
in den in Bremen und Eisenhüttenstadt geplanten neuen Anlagen zur Verfügung stehen, wird das Unternehmen Stahl nahezu
CO2-frei herstellen können. Im Hamburger Werk ist ebenfalls die Umstellung von Erdgas auf grünen Wasserstoff und
Strom aus erneuerbaren Quellen geplant.
Im September 2022 hatte ArcelorMittal mit DB Cargo und Innofreight eine
neue Entladeanlage am Standort Eisenhüttenstadt in Betrieb genommen. Diese verarbeitet umweltfreundlich, emissionsarm
und automatisiert Rohstoffe für die traditionelle Stahlherstellung und ist bereits auf die Entladung künftiger Einsatzstoffe
wie Eisenschwamm vorbereitet.
Der ArcelorMittal-Konzern, weltweit zweitgrößter Stahlhersteller, plant
die CO2-Emissionen bis 2030 in Europa um 35 Prozent zu senken und bis 2050 weltweit klimaneutral zu produzieren.