29.01.2019 | ArcelorMittal Stahlservice Center

In der Schlingengrube

ArcelorMittals Stahl Service Center in Neuwied erhält eine neue Längsteilanlage – Erhöhung der Kapazitäten um 150.000 Tonnen

In Neuwied lebt man für einen guten Schnitt. Im Service Center von ArcelorMittal gibt es dafür bis jetzt eine Presse und zwei Längsteilanlagen, mit denen die tonnenschweren Rollen mit aufgewickeltem Stahlband, den sogenannten Coils, in kundengerechte Breiten geschnitten werden. Nun ist zur Kapazitätserweiterung eine dritte Spaltanlage dazugekommen, die die aktuellen Anlagen ergänzt und neben Stahl auch Aluminium verarbeiten kann.

400 Meter pro Minute

Auf bis zu 400 Meter in der Minute beschleunigt das Stahlband bei seinem Weg durch die Längsteilanlage. Nach dem Längsteilen werden die geschnittenen Bandstreifen am Ende der Anlage auf eine Haspel gewickelt. Um ein gleichmäßiges Aufwickeln der unterschiedlich langen Bandstreifen zu gewährleisten, benötigt man eine Längenausgleichstrecke.

12 Meter Schlingengrube

Auf der neuen Anlage läuft das abgewickelte Band deshalb nach dem Schnitt durch einen 12 Meter tiefen Abgrund – die Schlingengrube. Beim Bau einer neuen Spaltanlage macht eine solche Schlingengrube allerdings viel zusätzliche Arbeit. Denn neben dem normalen Fundament aus Stahlbeton, das die Schwingungen der Anlage dauerhaft aufnehmen muss, wird hier ein großes, 12 Meter tiefes Loch im Boden benötigt, das ausgehobenund mit dem restlichen Fundament fest verbunden werden muss.

Die Besonderheit in Neuwied ist dabei die unmittelbare Nähe zum Rhein und die Beschränkung durch die Hallenhöhe. Da die Schlingengrube auch bei Höchstwasserständen unbedingt wasserundurchlässig sein muss, entstanden hier besondere bauliche Anforderungen. Die Spezialisten vor Ort entschieden sich deshalb für eine so genannte überschnittene Bohrpfahlwand. Um die dafür benötigte Spezialbohrmaschine unterbringen zu können, musste zunächst eine Arbeitsebene hergestellt werden, die 1,5 Meter unterhalb des bestehenden Hallenbodens lag.

Anfang 2017 ging man in die konkrete Planung, holte unter anderem Angebote in Italien und Spanien ein und entschied sich dann für den spanischen Hersteller Fagor, der mit seiner Anlage die beiden italienischen Anlagen vom Hersteller Fimi ergänzt. Ein Plus für den ArcelorMittal-Standort und für Neuwied: Die notwendigen Bauarbeiten konnten lokal vergeben werden. Gut immerhin, dass man in Neuwied beim Bau der Hallen im Jahr 1998 schon für vier Anlagen geplant hatte. Dort, wo jetzt die neue Längsteilanlage steht, war zunächst eine andere Anlage geplant und auch das Fundament wurde hierfür im Jahr 1998 bereits hergestellt. Dieses Fundament musste nun teilweise wieder abgebrochen werden. Der Platz für die vierte Anlage war immerhin vorhanden.

550.000 Tonnen Gesamtkapazität

Bereits seit 1999 laufen die beiden anderen Spaltanlagen, 2008 kam die Presse zur Herstellung von Formplatinen hinzu. Mit der neuen Anlage stößt man in Neuwied nun an die baulichen Grenzen. Mit der dritten Spaltanlage entsteht in Neuwied nun zum einen eine Erweiterung der Kapazität. Gut 400.000 Tonnen Stahl durchlaufendie drei bisherigen Anlagen in Neuwied im Jahr. Bis zu 150.000 Tonnen sollen mittelfristig zusätzlich verarbeitet werden.

Neu: Auch Aluminium kann bearbeitet werden

Zum anderen erweitert man am Standort mit der Möglichkeit, auch Aluminium zu schneiden, das Produktportfolio um einen entscheidenden Faktor. Damit alles perfekt funktioniert, müssen die Mitarbeiter die Anlage mit all ihren Möglichkeiten allerdings erst einmal kennen lernen. Noch im Dezember soll die Produktion starten, dann gilt es, das Team zu schulen und die Anlage auf Leistung zu bringen. Auch hier erwartet man im konkreten Betrieb sowie bei der Anlagenverfügbarkeit vor allem eines: einen guten Schnitt.