30.09.2020 | ArcelorMittal Hamburg

Back to the roots – Zurück zu den Wurzeln

Einer von uns Hamburgern – Werkstudent Nicholas Johnson


Egal bei welchem Wetter: Jedes Land übt eine andere Faszination aus.

Die USA sind das Einwanderungsland schlechthin. So auch der Großvater von Nicholas Johnson: Er verließ seinerzeit die Heimat und siedelte nach Übersee um. Jetzt kam sein Enkel zurück. Und als Werkstudent zu ArcelorMittal Hamburg in den Einkauf.

Dafür, dass Johnson erst seit September 2018 in Hamburg lebt, spricht der US-Amerikaner viel zu gutes Deutsch – Sprachtalent hin oder her (er spricht neben Englisch und Deutsch auch Spanisch und lernt Französisch und Portugiesisch). Die Erklärung ist schnell gefunden: Die Familie hat nach wie vor viele Freunde in Deutschland und 2014 verbrachte der heute 29-Jährige ein Austauschjahr im Saarland. Dem Parlamentarischen Patenschafts Programm (PPP) sei Dank. Das PPP gibt seit 1983 jungen Berufstätigen die Möglichkeit, mit einem Stipendium ein Jahr in Deutschland (bzw. den USA) zu erleben. Die Erfahrungen waren positiv. Mit seiner Austauschfamilie ist Johnson noch heute in Kontakt. Und schnell nach dem Austausch war klar: „Ich will zurück!“.

Gesagt, getan. Über eine gute Freundin (PPP sei Dank) wurde er auf den doppelten Masterstudiengang Wirtschafts- und Unternehmensberatung + Umwelttechnik am NIT (Northern Institute of Technology Management) in Hamburg aufmerksam. Ein doppelter Master klingt nicht nur sehr zeitintensiv, er ist es auch. Johnson: „Aber ich bin sehr interessiert an beiden Themen und an meiner Tätigkeit bei ArcelorMittal.“ Und das trotz Vorlesungstagen von 8 – 23 Uhr. Auch an Wochenenden. Da ist es super praktisch, wenn man wie Johnson direkt auf dem Campus wohnt.

Sein Werkstudentenjob bei ArcelorMittal empfindet Nicholas Johnson als perfekten Ausgleich zu den intensiven Lernphasen. Und wieder war es eine glückliche Fügung, denn den Stahlhersteller hatte er ursprünglich nicht auf dem Schirm. Jesus Robles (manch einem vielleicht aus früheren Artikeln ein Begriff) ist nicht nur Manager der Prozesstechnologie bei ArcelorMittal Hamburg, sondern auch Alumni des NIT. Und so schließt sich der Kreis. Johnson erfuhr einiges über ArcelorMittal, war begeistert und ist heute sehr zufrieden mit seiner Stelle im Einkauf. Er schätzt die effiziente und klare Kommunikation. Und das gute Miteinander im Team.

Ein typischer Arbeitstag beginnt bei Johnson mit einem Meeting und endet mit der Automatisierung von Einkaufsprozessen – Effizienz und Klarheit, auch für externe Abläufe. Für die nächsten Monate hofft er auf eine Zusammenarbeit mit der Umweltabteilung. So will er zum einen die Erkenntnisse aus seinem Studium direkt in die Tat umsetzen und zum anderen die Erfahrungen aus einer Start-Up-Gründung mit zwei Kommilitonen einbinden. Ihre Idee: Feinstaubreinigung. Das Start-Up ist gescheitert, die Erfahrungen bleiben. Perfect fit!

Auch in den USA hat der 29-Jährige im Umweltbereich gearbeitet. In Washington – „aber dem schönen, nicht dem korrupten.“ Dort ist er auch aufgewachsen, circa 90 Minuten von der kanadischen Grenze entfernt. Mit einem für ihn wirklich entscheidenden und großen Unterschied zu Deutschland. Stichwort: öffentlicher Nahverkehr. In Nordamerika ist dieser quasi nicht vorhanden. Jeder besitzt ab 14 Jahren ein eigenes Auto. Und wer jetzt denkt „Ja gut, auf dem Land“ – wir sprechen von der Metropolregion Seattle mit knapp 3,2 Millionen Einwohnern. Und einem Bussystem mit zwei Fahrten täglich. Johnson bleibt optimistisch: „Ich schätze, in 20 Jahren haben auch wir ein S-Bahn-System. Zumindest in Seattle Stadt.“

Ein Punkt, den er kritisiert, ist das oft sture Schwarz-Weiß-Denken in Deutschland. Passenderweise mit einem Beispiel aus dem öffentlichen Nahverkehr: Es ist Dienstag, typisches Schietwedder, Johnson ist mit dem Fahrrad unterwegs. Er gibt auf, steigt in den Bus. Eine Station. Noch eine Station. Der Busfahrer hält an. Blick auf die Uhr, 17:00. Er steht auf, kommt entschlossenen Schrittes auf Johnson zu und weist ihn darauf hin, dass ab 17 Uhr keine Fahrräder mehr mitgenommen werden dürfen. Diskussionsbereitschaft gleich null. Widerstand zwecklos. Also doch zurück in den Hamburger Regen.

Hamburg hat aber neben schlechtem Wetter auch noch anderes zu bieten – Stichwort: Traditionen. „Zuhause werden diese erst gestaltet. Oder anders: Wir tauschen alle drei Jahre unsere Kultur und erfinden etwas Neues.“ In Hamburg hält man dagegen gerne an langjährigen Traditionen fest. Am besten gefällt Johnson der Hafengeburtstag, der immerhin auf einen Freibrief von Kaiser Friedrich Barbarossa aus dem Jahr 1189 zurückgeht. So entsteht ein Gefühl von Beständigkeit. „Fast wie Familie“, sagt Johnson. Diese vermisst der 29-Jährige sehr, besonders seit den Corona-Einschränkungen. Aber er ist dankbar, dass er die Zeit hier in Deutschland verbringen kann. In seinem Bekanntenkreis ist bis jetzt zum Glück niemand von COVID-19 betroffen.

Spätestens im April 2021 geht es für Johnson endgültig zurück in die Heimat. Das Studium ist dann abgeschlossen und das Heimweh ist groß. Außerdem ist er Einzelkind. Natürlich hängt alles auch von der Jobsituation ab – im Umweltsektor ist es unter einem demokratischen Präsidenten einfacher. Einfacher wäre es für ihn natürlich auch in Deutschland. „Aber ich will etwas verändern und dafür muss ich zurück.“

Zurück zu den Wurzeln – und wieder zurück.


Viel unterwegs und dabei nie allein: Am liebsten reist Johnson mit seinen Freunden.