Der Stahlhersteller ArcelorMittal Bremen und der Energiedienstleister EWE wollen gemeinsam weitere Wasserstoffprojekte umsetzen und damit die Transformation der Region auf dem Weg in die Klimaneutralität voranbringen. Bereits im April 2023 haben ArcelorMittal Bremen, EWE und die EWE-Tochter swb den Grundstein für den Bau einer 10-Megawatt-Wasserstofferzeugungsanlage in Bremen gelegt. Die Elektrolyseanlage bildet die Basis für die grüne Stahlproduktion im deutschen Nordwesten. Sie soll dieses Jahr in Betrieb gehen. Nun haben ArcelorMittal Bremen und EWE eine Absichtserklärung zur Lieferung von grünem Wasserstoff in großen Mengen unterzeichnet. Ziel ist es, die CO2-Emissionen bei der Stahlherstellung deutlich zu reduzieren. Das Vorhaben stellt einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu einer vollständig dekarbonisierten Stahlindustrie in Bremen dar. Ab voraussichtlich 2028 soll grüner Wasserstoff aus einer 320-Megawatt-Erzeugungsanlage in Emden nach Bremen geliefert werden.
Stefan Dohler, EWE-Vorstandsvorsitzender, kommentiert: „Die Energiewende wird nur mit dem Einsatz
von Wasserstoff gelingen. Davon bin ich überzeugt. Durch die Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien wird
die Voraussetzung geschaffen, industrielle Prozesse wie zum Beispiel die Stahlherstellung klimaneutral zu gestalten. Wasserstoff
ist damit eine unverzichtbare Komponente, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen und um die drei Sektoren Energie, Mobilität
und Industrie zu koppeln“. Entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette plant EWE daher gemeinsam mit Partnern
Projekte und setzt diese nach und nach um – von der Erzeugung aus Erneuerbaren, über die Speicherung und den Transport
bis zur Anwendung, vor allem in der Industrie und im Schwerlastverkehr.
Frank Hohlweg, Chief Operating
Officer und Vorstandsmitglied von ArcelorMittal Bremen, sagt: „Grüner Wasserstoff ist für unsere
zukünftige Stahlerzeugung ein wesentlicher Bestandteil, um unsere Produktion zu dekarbonisieren. Wir arbeiten mit Hochdruck
daran, den kompletten Technologiewechsel möglich zu machen. Dafür sollen in Zukunft unsere Hochöfen durch neue
Elektrolichtbogenöfen und eine Direktreduktionsanlage ersetzt werden. Dort wollen wir zukünftig Wasserstoff anstelle
von Kohle als chemisches Reduktionsmittel einsetzen und damit die CO2-Emissionen weiter in Richtung Net-zero senken. Bis grüner
Wasserstoff in ausreichender Menge und zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar ist, planen wir in der Übergangsphase
den Einsatz von Erdgas, womit die Emissionen bereits um mehr als 60 Prozent reduziert werden. Mit dem Einsatz von grünem
Wasserstoff werden wir dann den entscheidenden Schritt in Richtung CO2-freier Produktion gehen.“
Blick auf das Werk in Bremen. Foto: ArcelorMittal/Kerstin Rolfes
Verbindendes Großprojekt „Clean Hydrogen Coastline“ als Basis
Ausgangspunkt
der großtechnischen Herstellung des grünen Wasserstoffs für ArcelorMittal Bremen ist Stefan Dohler zufolge
das verbindende Großprojekt „Clean Hydrogen Coastline“. Dieses bringt Erzeugung, Speicherung, Transport
und Nutzung in der Industrie zusammen und setzt damit die politischen Forderungen um. Mit dem Großprojekt hatte sich
EWE im Februar 2021 im Rahmen des europäischen IPCEI-Programmes (Important Projects of Common European Interest) für
eine Förderung beworben und im Mai 2021 die zweite Stufe des Verfahrens erreicht. Aktuell wird die Förderung auf
europäischer Ebene immer noch geprüft.
ArcelorMittal hat für die Umstellung der Produktionstechnologie
von Hochöfen auf Elektrolichtbogenöfen mit Direktreduktionsanlangen nationale Fördermittel beantragt, die ebenfalls
noch von der EU-Kommission genehmigt werden müssen.
EU-Fördergenehmigung und zügige Bundesfinanzierung
der Fördermittel notwendig
Beide Manager sind sich einig, dass für die Vorhaben eine baldige
Fördergenehmigung auf europäischer Ebene notwendig ist. Ziel der Kooperation ist es, durch frühes und mutiges
Engagement einen Hochlauf der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland und in der EU zu verwirklichen. Eine dauerhafte Investitionssicherheit
für die Umsetzung von Großprojekten wie „Clean Hydrogen Coastline“ oder die Umstellung von Produktionstechnologien
ist dafür essenziell. Wasserstoff in ausreichender Menge und zu wettbewerbsfähigen Preisen ist ebenso notwendig
für die Umsetzung wie die zügige Fördermittelgenehmigung der EU-Kommission als rechtliche Voraussetzung für
die Investitionen. Ohne wettbewerbsfähige Preise und Mengen, feste Zusicherung der Fördermittel, zügige Fördermittelbereitstellung
und schnelle Genehmigungsverfahren können die Unternehmen ihre Projekte voraussichtlich nicht, bzw. nicht im geplanten
Zeitrahmen umsetzen.